Gefährlich alte Atomkraftwerke
Die Schweiz betreibt nahe der deutschen Grenze den weltweit ältesten Reaktorpark. Die vier Anlagen, 40 bis 56 Jahre in Betrieb, sind von aktuellen Sicherheitsstandards weit entfernt. Keines würde heute noch eine Genehmigung bekommen. „In der Öffentlichkeit soll auch heute nicht über Sicherheitsdefizite der Kernkraftwerke und erst recht nicht über deren mögliche Folgen diskutiert werden. Dieses Tabu wird durch die Studie eindrucksvoll – und dabei zugleich faktenorientiert und sachlich – durchbrochen.“, so Dr. Wolfgang Renneberg, ehemaliger Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, in seinem Vorwort.
Unzureichende Schweizer Referenzszenarien
Aus der Studie geht hervor, dass die Schweizer Atomaufsicht ENSI Referenzszenarien publiziert, die weit von einem Fukushima- oder Tschernobyl-Ereignis entfernt sind. „Zahlreiche Simulationen auf Basis realer Wetterdaten belegen, dass bei einem schweren Atomunfall mit Auswirkungen weit über die offiziellen Katastrophenschutzzonen hinaus zu rechnen ist“, so Armin Simon, Referent für Atompolitik und Reaktor-Risiken bei .ausgestrahlt und einer der Autoren der Studie: „Unter Umständen müssten mehrere deutsche Großstädte binnen weniger Stunden evakuiert werden. Große Gebiete in Süddeutschland, je nach Wetter auch weit darüber hinaus, könnten für Jahrzehnte unbewohnbar werden.“
Auswirkungen eines Schweizer Super-Gau auf Deutschland
Mitautorin Dr. med. Angelika Claußen, Co-Vorsitzende der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), wies auf die nach einem schweren Atomunfall zu erwartenden massiven Gesundheitsschäden hin. „Es ist unmöglich, die Bevölkerung insbesondere vor den Langzeitfolgen der radioaktiven Strahlung zu schützen. Sicherheit schafft lediglich ein Ausstieg aus der Atomenergie.“ Aufgrund der grenznahen Lage der Schweizer AKW ist selbst mit akuten Strahlenschäden wie Strahlenkrankheit, Unfruchtbarkeit und Fehlbildungen bei Neugeborenen zu rechnen.
Mangelnder Katastrophenschutz in Deutschland
Dies gilt insbesondere, als nach den Recherchen von TRAS nicht einmal die 2015 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossene Ausweitung der Evakuierungszonen um AKW umgesetzt ist. „In einer solchen Situation sind geordnete Maßnahmen aller staatlichen Ebenen zum Schutz der Bevölkerung so fast unmöglich.“, warnt Harald Lotis, Bürgermeister der Gemeinde Bahlingen a.K., die mit zu den ersten Betroffenen eines Atomunfalls in der Schweiz gehören könnte. „Als Bürgermeister einer baden-württembergischen Kommune empfehle ich allen Verantwortlichen schnellstmöglich, ihre Schlüsse aus der Studie zu ziehen.“
Pressemappe LPK Baden-Württemberg, 26. Juni 2025 (inklusive Studie):
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