Misère Nucléaire: Wenn AKW ungeplant ausfallen

TRAS diskutierte mit Expertinnen und Experten, was die massive Abhängigkeit von Atomkraftwerken für Frankreich, Europa und die Schweiz bedeutet. Eine Zusammenfassung und die Präsentationen.

Zusammenfassung

Rund ein Viertel des europäischen Stroms – jährlich ungefähr 700 TWh – kommt aus AKW. 2022 sind jedoch allein in Frankreich 80 TWh davon ungeplant weggeblieben. Das französische Pannenjahr wirft Fragen auf. Besonders, wenn Politikerinnen und Politiker in Frankreich, aber auch in der Schweiz im Namen der Versorgungssicherheit neue AKW-Debatten starten wollen.

Der Krieg gegen die Ukraine, die französische AKW-Misère und der endlich vollzogene deutsche Atomausstieg konfrontieren die Atom-Lobby indes mit einer anderen Wirklichkeit: 2022 ist die Atomstromproduktion richtiggehend eingebrochen und trug noch gerade 9.2% zur weltweiten Stromproduktion bei. In einer Keynote erläuterte Christine Buchheit, Umweltbürgermeisterin der Stadt Freiburg i.Brsg., wie der deutsche Atomausstieg vor dem Hintergrund der europäischen Energie- und Stromdebatte zu verorten ist. Der Ausstieg, so Buchheit, sei richtig und überfällig gewesen. Wegen den Ausfällen der französischen AKW habe Deutschland im vergangenen Jahr mehr Strom nach Frankreich exportiert als umgekehrt.

Dr. Christoph Pistner, Abteilungsleiter für Nukleartechnik und Anlagensicherheit am Öko-Institut Darmstadt, hat die französischen AKW-Ausfälle sicherheitstechnisch eingeordnet. Obwohl die Befunde nicht in jedem Fall einfach übertragbar seien, müsse man auch in Zukunft mit bösen Überraschungen rechnen. Die französischen AKW seien – genau wie ihre Schweizer Pendants – in einem Alter, in dem zunehmend mit der Entdeckung sicherheitsrelevanter Mängel zu rechnen sei. Solche Entdeckungen führen zu massiven Produktionsausfällen und sind ein zunehmendes Problem für die Versorgungssicherheit.

Als Fachreferent für Stromversorgungssicherheit hat Johannes Kemper die Bedeutung von Atomkraftwerken für die Versorgungssicherheit aus der Perspektive der Bundesnetzagentur beleuchtet. Zwar könne ein einzelner Ausfall eines AKW relativ gut kompensiert werden. Gleichwohl stellen grössere Ausfälle die Netzbetreiber vor Herausforderungen. Hingegen spreche nichts gegen einen Verzicht auf Atomkraftwerke. Ein klarer Ausstiegspfad helfe dabei, den dadurch entstehenden Herausforderungen planerisch begegnen zu können.

Mit etwas Distanz zum letzten Winter, so waren sich die Referentinnen und Referenten einig, lässt sich festhalten, dass die Abhängigkeit von Atomkraftwerken für die Versorgungssicherheit ein Problem und keine Lösung darstellt. Diese Einschätzungen decken sich auch mit jenen der ElCom und bestätigen TRAS darin, weiterhin an einem baldigen Ausstieg aus der Atomenergie zu arbeiten.

Präsentationen

Christoph Pistner: Technische Probleme in den französischen AKW und ihre Auswirkungen

Johannes Kemper: Netztechnische Auswirkung von KKW-Ausfällen

 

Bilder (©Matthias Willi)

Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Energie-Stiftung SES organisiert:

Herzlichen Dank für die Unterstützung: