Mitgliederversammlung 2024 und
Auftaktveranstaltung zum neuen Netzwerk Klima- und Atomschutz Süddeutschland
am 26. Juni 2024 in Freiburg i. Br.
Unter folgenden Links finden sich:
2024_TRAS-Einladung-MV-2024
2023_2024_TRAS Jahresbericht_DEF
Protokoll MV TRAS 2024
Präsentation Rudolf Rechsteiner – Statuarischer Teil
Präsentation Eva Stegen – Vom erfolgreichen Deutschen Atomausstieg und der andauernden Bedrohungslage der Schweizer AKW
Präsentation Alfred Böcking – Schwache Strahlen – Harte Fakten
Am 26. Juni fand in Freiburg im Breisgau die diesjährige Mitgliederversammlung des Trinationalen Atomschutzverbandes (TRAS) statt. Der Veranstaltungsort im neuen Rathaus hätte nicht besser sein können: Es handelt sich hier nämlich um ein «Plusenergiehaus», das mehr Energie über regenerative Quellen erzeugt als es benötigt und somit den eigenen Bedarf decken kann. Schon zu Anfang des statutarischen Teils war der Saal randvoll.
In Abwesenheit der Präsidentin (Nationalrätin Irène Kälin nahm in Bern an einer Sitzung der Finanzdelegation teil) übernahm Vize-Präsident Rudolf Rechsteiner die Sitzungsleitung. Die Genehmigung des Jahresberichts, Jahresrechnung und der Bestätigung der Revisionsstelle erfolgte einstimmig.
Anschliessend stellte sich die neue Geschäftsführerin Stephanie Eger vor und begrüsste die Teilnehmenden. Die Juristin aus Holland lebt mit ihrem Mann in Zürich und bringt eine langjährige Erfahrung in der NGO-Arbeit mit; zuvor arbeitete sie für die niederländische Atomaufsicht innerhalb des Wirtschaftsministerium. Steohanie Eger trat die Fuinktion der Geschäftsführerin von Tras am 15. November 2023 (Nachfolge von Fabian Lüscher).
Ebenfalls neu wurde Thomas Hertle als Repräsentant und Koordinator für Süddeutschland vorgestellt. Der Freiburger war 30 Jahre Unternehmer und ist Mitglied in vielen regionalen Initiativen.
Die bekannte Energiereferentin Eva Stegen, Wahl-Freiburgerin und promovierte Biologin, wurde unbestritten in den Vorstand bestellt. Als Journalistin und engagierte Expertin für die Ablösung des fossil-atomaren Energiesystems ist sie seit fast 20 Jahren als Energiereferentin bei der EWS (Elektrizitätswerke Schönau) tätig.
Nach einer Pause mit Brezeln und Kaffee geht es weiter mit der Auftaktveranstaltung zum neuen Netzwerk Klima- und Atomschutz Süddeutschland. Nach einem freundlichen und ermutigenden Grusswort von Freiburgs Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit übernahm Fachjournalist Bernward Janzing die Moderation. Als erster Referent erhielt Florian Kasser, Präsident der Allianz Atomausstieg, das Wort. Er gab eine Übersicht der Schweizer Atompolitik und was in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Dazu gehören ein Referendum zur Aufhebung des geltenden AKW-Neubauverbots und eine mögliche Verlängerung der bereits stark strapazierten Überzeitverlängerungen der laufenden AKWs. Viel Beifall behielt Herr Kassers hoffnungsvoller Blick in die Zukunft: «Die Atomhunde bellen, die erneuerbare Karawane zieht weiter.»
Als nächstes war Eva Stegen dran. Mit einer guten Dosis Humor zeigte sie auf krasser Weise auf, was für Unsinn immer wieder zum Erhalt der Atomenergie und gegen den Ausbau der Erneuerbaren gewettert wird. Dazu gehören Aussagen wie «Physikalisch ausgeschlossen … Deutschlands #Energiewende hat das mögliche Maß erreicht» von Hans-Werner Sinn (aus 2015), die von Frau Stegen mit Statistiken widerlegt wurde. Die Botschaft an die Schweiz war klar: Glaubt den Horrorstories, dass sobald die Atomkraft abgedreht wird Licht und Heizung ausgehen nicht. Der Ausbau der Erneuerbaren ist ein zuverlässiger und preisgünstiger Weg in die Zukunft.
Bevor es zur Präsentation des neuen Netzwerkes ging, gab es eine Präsentation der IPPNW.
Herr Dr. Böcking zeigte in seinem online Beitrag auf, wie schwerwiegende Konsequenzen Niedrigstrahlung für uns Menschen haben kann. Da Strahlung ja nicht bei der Grenze aufhört, war dies ein gutes Beispiel dafür, wie die süddeutsche Region von den Schweizer AKW gefährdet wird. Das Vornehmen von TRAS, ein Netzwerk zum Klima- und Atomschutz der süddeutschen Region zu gründen, fand daher viel Beifall. Trotz schönem Wetter lief der Ideenaustausch auf Hochtouren.
Im Diskussionsteil der Versammlung befasste sich Rudolf Rechsteiner mit der Frage, welche Gefährdung von den Schweizer Atomanlagen für die Bevölkerung in Süddeutschland ausgeht. Mit dem Entscheid über das neue Stromgesetz vom 9. Juni 2024 wurde die Schweizer Elektrizitätswirtschaft auf neue Grundlagen gestellt. Innert 10 Jahren soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien laut Gesetz um 35 TWh gesteigert werden, was dem eineinhalbfachen der bisherigen Stromerzeugung aus alten Kernkraftwerken entspricht. Für Rechsteiner überraschend war die breite Unterstützung dieses Gesetzesvorhaben, das trotz Opposition der Atomlobby und der SVP auch bei Mitgliedern der „Atomparteien FDP und SVP mehr als nur vereinzelte Unterstützung fand. Dies erklärt auch die hohe Zustimmung von 68,7% der abgegebenen Stimmen.
Die alten Reaktoren wurden für einen Betrieb von 30 bis 40 Jahren gebaut. Um den Weiterbetrieb zu ermöglichen, hat der Bundesrat (Exekutive der Schweiz) viele Vorschriften gelockert.
Die Schweizer Atomaufsicht verhält sich nicht wirklich unabhängig. Sie kooperiert eng mit den Betreibern, begrüsste wiederholt die Lockerung von Vorschriften oder initiierte diese selber.
Der Überzeitbetrieb ohne Mitsprache der betroffenen Nachbarländer und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung verstösst gegen die ESPOO Konvention von 1997. Die Schweiz unterläuft mit der Praxis die Espoo Konvention, indem wiederkehrende Verlängerungen in einem Briefwechsel zwischen Aufsichtsbehörde und Betreibern genehmigt werden, ohne dass eine international abgestützte Umweltprüfung stattfindet.
In der Espoo-Konvention festgehalten, dass die Ursprungspartei bei ihrem Entscheid auch die Ergebnisse der Anhörung im Nachbarstaat beziehungsweise in den Nachbarstaaten (betroffene Parteien) berücksichtigt.
Die Teilnehmenden begrüssten generell die vom Vorstand geplanten Schritte.